Wenn Kinder nicht lesen wollen: 10 Tipps, wie Sie Kinder dazu bringen, gerne selber zu lesen

War es früher das Fernsehen, so sind es heute Computer und Internet, die Kinder davon abhalten, zu lesen. Aber das Lesen ist wichtig! Es fördert die Sprachkompetenz, erweitert den Wortschatz und hilft den Kindern zu besseren Noten im Deutschunterricht.

Zunächst sei gesagt: Verlassen Sie sich nicht darauf, dass Ihr Kind irgendwann einmal von selbst gerne lesen wird – oder dass die Schule das hinkriegt! Selbst ist die Mama oder der Papa! Üblicherweise können nur Sie die Leselust bei ihrem Kind fördern, wenn es nicht ohnehin von selbst gern liest!

Mein erstes Lesebuch

Tipp 1: Leseschwächen abklären

Wenn sich Ihr Kind beim Lesen müht, den Sinn nicht versteht, Buchstaben verdreht odgl., dann klären Sie bitte mit einer Fachkraft, ob eventuell eine Leseschwäche (z.B. Legastenie) vorliegt. Diese muss speziell behandelt werden und verschwindet nicht durch „mehr üben“ oder „ganz viel lesen“ oder gar durch Drohungen und Strafen! Es frustriert Ihr Kind, da es die Erwartungen nicht erfüllen kann und braucht kompetente Hilfe.

Ob die weiteren Tipps auch für Kinder mit Leseschwäche gelten, fragen Sie am besten die Fachkraft!

Tipp 2: Vorlesen

Lesen Sie ihrem Kind vor, bevor es selbst lesen kann! Vorlesen führt zum Lesen! Und warum Kinder immer wieder dasselbe Buch vorgelesen haben wollen, habe ich hier erklärt.

Tipp 3: Lese-Vorbild sein

Seien Sie ein Vorbild! Wenn Sie selbst gern lesen, wenn sie Ihrem Kind zeigen, wie sehr sie sich auf die entspannende Stunde am Sofa, eingekuschelt in eine Decke, mit einem guten Buch und einer dampfenden Tasse Tee freuen, dann werden Sie ihr Kind eher animieren, ebenfalls zu lesen. Kinder ahmen gerne nach und sie lernen durch Nachahmen. Begeisterte Eltern regen zu Selberlesen an!

Tipp 4: Rituale

Schaffen Sie regelmäßige Rituale! Kinder lieben Rituale! Und Kinder brauchen die Regelmäßigkeit. Zum Beispiel, wenn es schon im Bett liegt, darf noch eine Stunde gelesen werden. Oder nach dem Abendessen fläzen wir uns gemütlich gemeinsam aufs Sofa und lesen miteinander. Vielleicht gibt es ausnahmsweise kleine Leckereien dazu? Oder Sie zünden ein Duftlicht an? Es hat jedenfalls KEINEN SINN, Kinder zum Lesen zwingen zu wollen! Das Lesen soll positive Gefühle in Ihrem Kind wecken, keinen Unwillen!

Tipp 5: Bücher zu Filmen oder Serien

Hat Ihr Kind einen Film oder eine Serie, die es heiß liebt? Vielleicht gibt es dazu ein Buch?

Tipp 6: Anfangs nur kurze Texte lesen

Lassen Sie das Kind anfangs nicht zu viel selber lesen, lesen Sie abwechselnd mit Ihrem Kind! Es frustriert das Kind, wenn es sich von Wort zu Wort quälen muss, da hilft es, wenn die Erwachsenen immer wieder übernehmen. Lassen Sie Ihr Kind anfangs z.B. jeweils nur eine Seite lesen, bevor Sie für mehrere Seiten übernehmen, und steigern Sie die Leseleistung Ihres Kindes. Sie lesen zum Schluss und hören auf, wenn es grad richtig spannend wird! Vielleicht liest das Kind dann allein weiter.

Tipp 7: Lassen Sie Ihr Kind selbst erfundene Geschichten am Computer schreiben

Kann Ihr Kind ein Textprogramm am Computer bedienen? Auf jedem Windows-PC bis Windows 10 – Windows 11 kenne ich noch nicht – ist das Textprogramm Wordpad installiert, das sogar gewisse Formatierungen zulässt, wie fett, kursiv, unterstrichen, unterschiedliche Schriftgrößen und -farben. Vielleicht mag Ihr Kind eine kleine Geschichte erfinden, eintippen und – WICHTIG! – Ihnen dann vorlesen?

Eine Rechtschreibprüfung gibt es im Wordpad allerdings nicht. Korrigieren Sie gemeinsam mit Ihrem Kind Tipp- und Rechtschreibfehler, damit es sich diese nicht einprägt.

Tipp 8: Bücher nach Vorlieben kaufen oder leihen

Kaufen oder leihen Sie gemeinsam mit Ihrem Kind Bücher, die seinen Vorlieben entsprechen!

Für wissenshungrige Kinder etwa gibt es die Reihe „Wieso? Weshalb? Warum?“ des renommieren Verlags Ravensburger. Diese Bücher gibt es sogar für mehrere Altersstufen und – Zitat Ravensburger – „beantwortet die vielen Fragen auf Augenhöhe der Kinder“! Das Angebot beginnt mit der Altersstufe von 2 bis 4 Jahren zum Vorlesen: Damit lernen Kinder diese Bücher schon lieben, bevor sie selbst lesen können!

Und dann gibt es Bücher – für die relevante Zielgruppe der Erstleser:innen – von 4 bis 7 Jahren! Jedes Buch behandelt ein bestimmtes Thema, zum Beispiel „Rund um den Müll“, „Dinosaurier“ (welches Kind fliegt nicht auf Dinosaurier?), „Unser Wetter“, „Alles über Pferde und Ponys“ u.v.a.m.

Die kindgerechten Texte sind bebildert und werden durch Spiele, Rätsel etc. aufgelockert. Es gibt noch weitere derartige Bücher, die man im Internet rasch findet.

Falls Ihr Kind Tiere liebt, dann kaufen Sie Bücher über Tiere!

  • Ein besonderer Hund (z.B. das entzückende Buch „Der Hund ohne Namen“ von Uwe Krauser)
  • Pferde (z.B. das Loewe Erstlesebuch „Das verletzte Wildpferd“ von Stütze & Vorbach)

etc.

Auch Detektivgeschichten sind bei Kindern sehr beliebt, wie z.B. „Die drei ???“ und – für jüngere Leser:innen – „Die drei ??? Kids„. Eine Reihe, die ich selbst nicht kenne, aber die mir von mehreren Seiten empfohlen wurde, ist „Das magische Baumhaus“ von Mary Pope. Sie hat diese Abenteuer-Reihe bereits 1992 begonnen und schreibt immer noch daran!

Tipp 9: HUMOR!

Es gibt Bücher, die weniger bis gar nicht „pädagogisch wertvoll“, sondern einfach nur sehr lustig sind! Humor ist das beste Mittel, um etwas zu erreichen! Und welches Kind lacht nicht gern? Hier fallen mir sofort die bebilderten „Geschichten vom Franz“ der der österreichischen Kinderbuchautorin Christine Nöstlinger ein! In den Büchern für Kinder von 6 bis 8 Jahren geht es um Franz, den Buben, der aussieht wie ein Mädchen. Und immer, wenn er sich ärgert, verfällt er in eine hohe Piepsestimme! Wir begleiten den für sein Alter zu kleinen Franz Fröstl durchs Leben, er ist ein Tollpatsch, hat aber gute Freund:innen. Bei diesen Büchern haben – nicht nur nach eigenen Erfahrungen – Erwachsene gleichermaßen Spaß! Es gibt zum Beispiel die „Schulgeschichten vom Franz“ und die „Feriengeschichten vom Franz“.

Oder welches Kind liebt Astrid Lindgrens Geschichten von „Michel aus Lönneberga“ nicht? Der kleine Michel ist kein schlimmes Kind, sondern einfach ein Tollpatsch, dem immer wieder unglaubliche Missgeschicke passieren! Vielleicht kennt Ihr Kind den Michel schon aus dem Fernsehen? (Siehe Tipp 5!)

Lustig ist auch mein eigenes Buch „Gestatten, mein Name ist Hamster – aus dem Leben eines Hamstermädchens“, in dem mein erstes Hamsterchen Billie humorvoll aus seinem Leben bei mir erzählt (wahre Geschichten, nur übertreibt Hamsterchen ganz schön). Und die kleine Fellkugel hat mich ordentlich auf Trab gehalten! Für dieses Buch darf ich viel positive Rückmeldung erhalten, es gibt z.B. eine Leserin, die mich immer wieder für ihr begeistertes Enkerl nach einer Fortsetzung fragt! Ganz nebenbei erklärt Billie das ganze Buch hindurch auf ihre humorvolle Art, worauf es ankommt, damit Hamster sich bei uns Menschen wohlfühlen. Bebildert ist das Buch zwar nicht, aber ich kann eine Leseprobe quer durch die Kapitel anbieten: Gestatten mein Name ist Hamster – Leseprobe. Und auf YouTube ist eine bebilderte Hörprobe zu finden, die auch kurze Videos enthält: https://www.youtube.com/watch?v=1BDixF395A8. Diese Geschichte wird Sie beim Vorlesen sicher auch amüsieren.

Übrigens eignen sich alle meine Kinderbücher durch die große Schrift gut fürs Vorlesen.

Tipp 10: Comics

Wenn ihr Kind sogar auf die Geschichten vom Franz, Michel oder Hamster Billie keine Lust hat, dann versuchen Sie es mit Comics, die weniger Text enthalten. Comics sind das Bindeglied zwischen Bilderbüchern und Romanen! Daher können sie die Lust zum Selberlesen wecken. Verurteilen Sie Mickey Mouse, Donald Duck, Asterix und dergleichen nicht! Es geht schließlich nur ums Anfangen!

Sie können mit ihrem Kind vereinbaren, dass es einen Comic abwechselnd mit einem Kinderroman lesen darf. Auch kann Ihnen das Kind die Geschichten im Comic nacherzählen – damit lernt es, bewusster zu lesen.

Ein anderer Comic ist „Gregs Tagebuch“ von Jeff Kinney. Diese Buchreihe ist für ältere Kinder von etwa 9 – 11 Jahren geeignet. Greg ist ein Schüler, der sich durchs Leben schlägt. Und er ist kein Vorbild, im Gegenteil! Greg ist ein Egoist und Faulpelz. Aber vielleicht spricht gerade dieser Antiheld Ihr Kind an? Lernen kann Ihr Kind von diesem Greg sicher nichts – aber vielleicht wecken die Bücher die Leselust in Ihrem Kind?

 

Geben Sie die Hoffnung nicht auf, eines Tages wird auch Ihr Kind zur Leseratte werden!

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